Klima-Strategien gehören zu den Top-Themen auf den diesjährigen Hauptversammlungen. Das stellt Aufsichtsräte vor neue Herausforderungen – vor allem in Sachen Klimakompetenz und digitale Fitness.

 

Die Botschaft von Blackrock für mehr Verantwortungsbewusstsein

 Der jährliche „CEO-Letter“ von Blackrock-Chef Larry Fink ist eine Pflichtlektüre für Vorstände und Aufsichtsräte. Und in diesem Jahr war die Botschaft des wohl wichtigsten Aktionärs der Welt an Eindeutigkeit nicht zu überbieten: „Jede Regierung, jedes Unternehmen und jeder Anleger muss sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen“, schrieb Fink vor wenigen Wochen. Investoren wie Blackrock bräuchten deshalb „mehr Informationen darüber, wie Unternehmen an das Thema Nachhaltigkeit herangehen.“ Seine Forderung nach mehr Transparenz verlieh er mit einer unverhohlenen Drohung Nachdruck; Blackrock werde intensiv prüfen, ob Unternehmen angemessen mit Klimarisiken umgehen und verantwortungsbewusst für die Zukunft planen.

„Wenn ein Unternehmen wesentliche Belange nicht ernst nimmt“, so Fink „sollte seine Führung nach unserer Überzeugung dafür zur Verantwortung gezogen werden.“ Bereits 2020 habe Blackrock auf 2.700 Aktionärsversammlungen „gegen das Management votiert oder sich der Stimme enthalten.“

Damit ist klar: Entscheider, die halbherzige Klimastrategien präsentieren oder Transparenz verweigern, drohen turbulenten Hauptversammlungen. Zumal Blackrock alles andere als allein auf weiter Flur steht. Und bereits in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt: Die Zeiten sozialistischer Mehrheiten sind vorbei, immer öfter schmieden Investoren schlagkräftige Allianzen.

 

Entscheider mit Klimakompetenz rüsten

Aufsichtsräte könnten das besonders früh und schmerzhaft zu spüren kommen. Denn zu den beliebtesten Methoden, Unternehmen einen Denkzettel zu verpassen, gehört die Ablehnung von Kandidaten fürs Kontrollgremium. Und diese Gefahr ist besonders hoch, wenn ein Aufsichtsrat in Sachen Klimakompetenz schlecht aufgestellt ist  und der neue Kandidat das Gremium in dieser Hinsicht nicht weiterbringen würde.

Allerdings droht in solchen Fällen nicht nur Widerstand von Aktionären. Auch der Gesetzgeber nimmt Entscheider stärker ins Visier. So hat der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung Ende Februar strengere Vorgaben empfohlen, was die Nachhaltigkeitskompetenz von Aufsichtsräten und Vorständen angeht. Die Zeit des Durchmogelns ist damit vorbei. Sämtliche Entscheider sollten heutzutage wissen, welche Auswirkungen der Klimawandel hat, wie Unternehmen Emissionen messen und mit welchen Technologien sie sich reduzieren lassen.

Die gute Nachricht: Wissenslücken lassen sich mit überschaubarem Aufwand schließen. Denn die Corona-Krise hat für einen wahren Boom digitaler Workshops und E-Learning-Programme gesorgt, was gerade vielbeschäftigen Entscheidern in die Karten spielt. Denn schon mit überschaubarer digitaler Fitness können sie sich bequem und modular am Laptop weiterbilden.

 

Chapter Zero: Klima-Workshops initiieren den Wandel

Maßgeschneiderte Angebote macht zum Beispiel die Vereinigung Chapter Zero, die 2019 von der „Climate Governance Initiative“ des World Economic Forum ins Leben gerufen wurde. In Großbritannien gehören bereits mehr als 1000 Entscheider dazu, fast 50 Prozent der FTSE-100-Unternehmen sind damit vertreten.

Aber auch in Frankreich, der Schweiz und anderen Ländern sind Chapter entstanden, die die Klimakompetenz von Board-Mitgliedern und Aufsichtsräten verbessern wollen. Im Zentrum stehen Informationen zu Auslösern und Folgen des Klimawandels und Schritt für Schritt Erklärungen, wie Gremien besser werden. Darüber hinaus veranstaltet Chapter Zero Workshops, Webinare und Konferenzen zum Thema.

Dies zeigt: Es ist aus der Sicht von Entscheider und Aufsichtsräten nicht nur klug jetzt aktiv zu werden – es ist zudem einfacher denn je.

 

Geschrieben von Daniel Schönwitz


Board,  Good Governance


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