Zahlreiche Unternehmen sind erstaunlich gut durch die Corona-Krise gekommen – auch dank beherzter staatlicher Rückendeckung. Es folgt daher ein Vorschlag, wie Entscheider das jetzt goutieren können.

 

Gute Dividenden trotz unsichere Lage

Aktionäre müssen in der Corona-Krise aller Voraussicht kaum Federn lassen. Laut einer Studie der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) werden die 30 Dax-Unternehmen in diesem Jahr mehr als 34 Milliarden Euro ausschütten. Damit erreicht die Dividendensumme ziemlich genau das Vorjahresniveau – und wird nur 11 Prozent unter dem 2019er-Wert liegen.

Auf den ersten Blick ist das nachvollziehbar. Denn die Konzerne sind überwiegend gut durch die Krise gekommen und schreiben schwarze Zahlen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Gewinne sind im Schnitt um rund 50 Prozent gesunken. Die Unternehmen schütten deshalb in diesem Jahr rund 85 Prozent ihrer Nettogewinne an Aktionäre aus, wie das Handelsblatt errechnet hat.

Stabile – und teils üppige – Dividenden trotz sinkender Überschüsse: Das hat heftige Debatten ausgelöst. Kritiker monieren, dass es jetzt wichtiger sei, Reserven zu bilden und in die Zukunft zu investieren. Und die verweisen darauf, dass Unternehmen nur wegen des beherzten Eingreifens des Staates schwarze Zahlen geschrieben hätten.

Dass Geld aus Staats- und Sozialkassen nun auf Umwegen in den Taschen von Hedgefonds und anderen Aktionären lande, sei nicht im Sinne der Erfinder, heißt es.

 

Niemand muss Stakeholder gegeneinander ausspielen

Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Sicher: Aufsichtsräte und Vorstände börsennotierter Aktiengesellschaften haben ein berechtigtes Interesse daran, dass ihr Unternehmen als verlässlicher Dividendenzahler gilt. Denn das fördert die Nachfrage nach Aktien (gerade unter langfristig orientierten Investoren), stabilisiert den Kurs und macht feindliche Übernahmen unwahrscheinlicher.

Zugleich bin ich aber überzeugt: Wer von Kurzarbeitergeld, Liquiditätshilfen und anderen Staatshilfen profitiert hat, muss jetzt besonders sorgfältig zwischen den Interessen von Investoren und anderen Stakeholdern abwägen. Statt unverdrossen üppige Dividenden auszuschütten, wäre es meines Erachtens deshalb vielfach angezeigt, einen Teil der Gewinne anderweitig einzusetzen.

Das drängt sich auch deshalb auf, weil niemand unterschiedliche Stakeholder-Gruppen gegeneinander ausspielen muss: Mit den richtigen Instrumenten können Vorstände ihren Aktionären genauso Gutes tun wie anderen Beteiligten – allen voran dem Stakeholder „Politik & Gesellschaft“, dessen Rückendeckung zahlreichen Unternehmen durch die Corona-Krise geholfen hat.

Ein Paradebeispiel für solche Win-Win-Konstellationen sind Weiterbildungsprogramme: Wer Mitarbeiter fit macht fürs digitale Zeitalter, trägt zur Lösung einer der größten aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen bei.

 

An die Menschen und deren Potenziale glauben

Denn der rasante technologische Fortschritt macht immer mehr Jobs überflüssig oder verändert sie fundamental. Ohne breit angelegte Qualifizierungsoffensive drohen deshalb noch in diesem Jahrzehnt deutlich steigende Arbeitslosenzahlen.

Zugleich ist Weiterbildung im ureigensten Interesse von Unternehmen, weil sie auf diese Weise den Fachkräftemangel kontern, die Mitarbeiterbindung stärken und teuren Entlassungswellen vorbeugen können. Qualifizierung ist damit eine Investition in die Zukunft, von der mittel- und langfristig auch Aktionäre profitieren. Das sollte die Bereitschaft fördern, vorübergehend Abstriche bei der Dividende zu machen.

 

Geschrieben von Daniel Schönwitz


Board,  Good Governance


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