Viele Familienunternehmen lassen sich nur ungern reinreden. Dabei sind unabhängige Beiräte häufig wichtige Sparringspartner – gerade im Zuge eines Generationswechsels.

 

Trio infernale oder Profi-Gremium?

Der Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens ist in den seltensten Fällen ausgereiften Compliance- und Corporate-Governance-Strukturen zu verdanken. Entscheidend sind gute Ideen, Mut und unternehmerisches Geschick. Allerdings ziehen einige Unternehmer aus anfänglichen Erfolgen einen Trugschluss: Was einmal geklappt hat, funktioniert immer und immer wieder.

Dabei wächst das Risiko folgenschwerer Fehlentscheidungen, je größer eine Firma wird – gerade in schnelllebigen Umbruchphasen. Deshalb ist es gefährlich, sich weiter in erster Linie auf das eigene unternehmerische Talent zu verlassen.

Kluge Unternehmer erkennen frühzeitig, dass Korrektiven überlebenswichtig sein können. Dass sie Sparringspartner auf Augenhöhe brauchen, die ihre Ideen, Strategien und Personalvorschläge hinterfragen. Dass sie intensiv diskutieren müssen, statt impulsiv wichtige Entscheidungen zu fällen und dass sie die Digitalisierung zu ihren Vorteilen nutzen können.

 

Digitale und unabhängige Experten

Erfreulicherweise installieren Mittelständler deshalb immer öfter Aufsichts- oder Beiräte – und zwar aus Überzeugung und nicht aus rechtlichen Gründen. Solche Gremien sind relativ leicht zu erkennen: Sie bestehen nicht, wie so oft, aus dem Steuerberater, dem Wirtschaftsprüfer und einem Vertrauten des Eigentümers. Sondern aus unabhängigen Experten.

Gerade mit Blick auf einen Generationswechsel sind solche professionellen Gremien von immenser Bedeutung.  Schließlich ist es alles andere als ausgemacht, dass der Nachfolger oder die Nachfolgerin über ein ähnliches Maß an unternehmerischem Talent verfügt. Sollte dies nicht der Fall sein, ist ein Korrektiv, das fundiert und schnell einschreiten kann, umso wichtiger.

Um das Risiko solcher Fehlentwicklungen zu verringern, engagieren etliche Unternehmer jetzt familienfremde Geschäftsführer: Vielen Eigentümern ist Expertise inzwischen wichtiger als der Verwandtschaftsgrad, wenn es um die Nachfolge an der Firmenspitze geht.

Damit Gremien den Herausforderungen der Zeit gewachsen sind, gibt es Unterstützung von der digitalen Front. Viele Mittelständler setzen mittlerweile auf digitale Datenraumlösungen um die Kommunikation zu vereinfachen und zu beschleunigen sowie für maximalen Schutz von vertraulichen Dokumenten zu sorgen, etwa wenn es um  Stimmrechte, den Generationenwechsel oder Steuerangelegenheiten geht.

 

Einfallstor für kurzfristig Denken?

Ein professionelles Aufsichtsgremium ist allerdings auch und gerade bei externen Managern wertvoll. Schließlich besteht selbst bei maximaler Expertise die Gefahr, dass sie sich nicht voll mit der Firma identifizieren – und dass ihnen ihre eigene Bilanz am Ende der Amtszeit wichtiger ist als der langfristige Erfolg des Unternehmens. Mit anderen Worten: Es ist nicht auszuschließen, dass sie zu kurzfristig denken – und nicht in Jahrzehnten oder gar Generationen. Damit ginge ein wichtiger Wettbewerbsvorteil von Familienunternehmen verloren.

Um das zu verhindern und die familiäre Kultur zu erhalten, machen viele Unternehmer ihre Manager zu Miteigentümern. Das ist ein kluger Ansatz, dem allerdings bisweilen strenge Familienverfassungen entgegenstehen. Zudem ist es riskant, alleine auf diesen Hebel zu bauen.  Es ist deshalb aus meiner Sicht unverzichtbar, dass Eigentümer und Unternehmer weiterhin ihren Einfluss geltend machen – zum Beispiel als Aufsichts- oder Beiratsvorsitzende.

 

Überwachung oder Co-Management?

Sicher: Dabei wandeln sie auf einem schmalen Grat. Und viele erliegen der Versuchung, sich in unverdrossen in Detailfragen einzumischen, statt die neue Rolle anzunehmen und das Management zu überwachen. Das unterstreicht, dass es kein Patentrezept gibt, um den Einfluss von Eigentümern und Familienfremden optimal auszutarieren. Aber klar ist: Egal ob als starker Beiratschef oder als Geschäftsführer mit unabhängigen Beiräten – entscheidend ist die Bereitschaft von Unternehmern, sich selbst in Frage zu stellen und Einwände anderer ernst zu nehmen.

Alleinherrscher, die sich selbst überschätzen und von niemandem reinreden lassen, sind dagegen die größte Gefahr für den eigenen Erfolg – langfristig zumindest. Modern Governance ist deshalb auch eine Charakterfrage.

 

Geschrieben von Daniel Schönwitz


Collaboration,  Data Room


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